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Esoterische Denkfehler

  • Autorenbild: Jeannette Kriesel
    Jeannette Kriesel
  • 9. Sept.
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 19. Nov.

Warum Esoterik oft nichts anderes ist als Realitätsflucht


Quelle: Pixabay Tarotkarten und Kerzenlicht

„Die gefährlichsten Lügen sind die, die sich wie Weisheit anhören.“ Jeannette Kriesel


Die Sache mit dem „Gut“ und „Böse“

Ein Klassiker in der Welt der „Spirituellen“: "Das Böse existiert nicht", sagt die Licht-und-Liebe-Fraktion, während da draußen die Welt brennt. Viele Esoteriker steigern sich in die Idee hinein, dass man „nur auf das Positive schauen“ muss. Aber das „Böse“ verschwindet ja nicht, nur weil es ignoriert wird. Im Gegenteil. Ignoranz ist sein Nährboden.


Wer das Böse leugnet, autorisiert es. Sieh dir doch nur an, was in der Welt alles möglich ist, weil Menschen sich weigern, das „Böse“ und „Negative“ wahrzunehmen. Dieses naive Wegschauen ist keine spirituelle Reife, sondern geistige Fahrlässigkeit. Denn ein überzogener Fokus auf das „Gute“, wenn er aus Angst vor dem „Negativen“ kommt, ist leider einseitig. Und Einseitigkeit spaltet. Die Abspaltung vom „Bösen“ oder „Negativen“ füttert es doch erst recht. Denn das, was verdrängt wird, findet immer einen Weg, sich Gehör zu verschaffen.


Andere spirituelle Splittergruppen behaupten wiederum, dass „Gut“ und „Böse“ notwendige Gegenspieler seien. Richtig schräg ist die Idee, dass das „Böse“ notwendig sei, um das „Gute“ erkennen zu können. Einer ihrer Leitsätze: „Ohne Dunkelheit kein Licht.“ Aber Licht braucht keine Dunkelheit! Es existiert aus sich heraus. Nur Schatten braucht Licht, um existieren zu können.

Dieser Irrglaube ist praktisch für das „Böse“. Es kann sich so als „notwendige Prüfung“ tarnen. Eine clevere Selbstrechtfertigung, wie schon Mephisto in Goethes Faust: „Ich bin ein Teil jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft.“ Klingt philosophisch, ist aber am Ende nur ein dreister Marketingtrick der „Finsternis“.


Ein weiteres Highlight aus der Eso-Krabbelgruppe ist folgende Aussage: „Das Böse ist schon überwunden.“ Auch diese Haltung ist nur eine weitere elegante Form des Wegschauens. Sie tarnt sich ebenfalls als Bewusstseinserweiterung, ist aber in meinen Augen spirituelle Realitätsflucht.


Wer sich für einen Lichtkrieger hält, spielt in Wahrheit dem Schatten in die Karten. Denn das „Böse“ gibt sich gern harmlos, kaschiert sich als Notwendigkeit oder behauptet, es diene der Bewusstseinsentwicklung. Ich halte es eher für die Abwesenheit von Bewusstsein, denn wer das „Böse“ verklärt, macht sich zum Handlanger der Vernebelung.


Ignoranz ist kein Beweis für Überlegenheit. Sie ist ein Freibrief für das „Negative“. Und manchmal sogar eine Einladung, noch ein bisschen lauter zu werden.


Du musst dein Ego killen Esoterische Denkfehler

Der nächste Irrtum: „Du musst dein Ego auflösen.“ Dein Ego aufzulösen ist so unmöglich wie Schach ohne Figuren zu spielen. Ohne Ego keine Erfahrung, keine Beziehung, keine Orientierung. Das Ego ist das Vehikel, mit dem du in dieser Welt navigierst.


Problematisch wird’s erst, wenn das Ego zum Diktator mutiert. Wenn es ausflippt, sich aufplustert, ständig Aufmerksamkeit will, in jede Reiz-Reaktions-Schleife reinspringt wie ein hyperaktives Frettchen auf Speed, dich mit Mangelgefühlen füttert und dich in Dauerschleifen von Drama und Projektion hält.


Dann ist dein Ego nicht mehr effizient, sondern defizient. Kein Werkzeug mehr, sondern Herrscher. Und du bist sein Büttel. Was zu tun ist? Nicht auflösen, sondern domestizieren und bewusst benutzen, wie ein scharfes Messer in der Küche, das du sinnvoll einsetzen kannst, wenn du es willst.


Das Ziel ist also nicht, dein Ego zu „vernichten“. Das Ziel ist, es bewusst einzusetzen. Es wieder in den Dienst zu stellen, statt dich von ihm regieren zu lassen.


Polarität vs. Dualität und die große Verwechslung

Der dritte Dauerbrenner in der Esoterik ist es, Polarität und Dualität in einen Topf zu werfen. Polarität ist ein Tanz: Einatmen-Ausatmen. Mann-Frau. Tag-Nacht. Zwei Kräfte, die sich brauchen, ergänzen, balancieren. Hier existiert das eine tatsächlich nicht ohne das andere. Dualität dagegen ist Spaltung: Gut gegen Böse. Täter gegen Opfer. Besser gegen schlechter. Zwei Seiten, die sich nicht berühren, sondern sich gegenseitig bekämpfen.  Gegensätze, die nicht zusammengehören.


Wer Polarität und Dualität verwechselt, tappt in die Falle das „Böse“ als „notwendigen Teil“ des „Guten“ zu verklären. Und wer das eine für das andere hält, tanzt in Watte eingepackt auf einer Bühne, auf der Krieg herrscht. Nicht außen, sondern innen. Dualität entsteht da, wo Polarität unterdrückt, verleugnet oder überbetont wird.


Polarität ist ein Spiel der Kräfte, das Balance schafft. Dualität ist das Resultat von Spaltung. Immer! Spaltung entsteht, wenn einer der Pole geleugnet oder überbetont wird. Sie ist der Spielplatz für alles, was destruktiv ist. Deshalb ist es so gefährlich, wenn selbsternannte Gurus in Seminaren erzählen, Gut und Böse seien zwei Hälften einer Ganzheit.


Spirituelle Klarheit statt Realitätsflucht

Echte Spiritualität ist das Gegenteil von Realitätsflucht. Echte Spiritualität ist die Fähigkeit, mitten im Leben zu stehen. Mit klarem Blick, offener Brust und einer Haltung, die zeigt: „Ich sehe. Ich fühle. Und ich mach mir nix vor.“


Wer das Böse leugnet, stärkt es, wer sein Ego vernichten will, vernichtet nur sich selbst und wer Polarität und Dualität verwechselt, öffnet die Tür für Manipulation.


Spirituelle Reife bedeutet nicht, alles in Watte zu packen, sondern die Schatten zu sehen, ohne ihnen die Krone zu aufzusetzen. Sie bedeutet, das Ego als Werkzeug zu führen, statt sich von ihm führen zu lassen. Und sie bedeutet, zu verstehen, wo Ergänzung endet und wo Spaltung beginnt.


Artikel: Esoterische Denkfehler von Jeannette Kriesel




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Jeannette Kriesel


 
 
 

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