Der unbewusste Wahnsinn hinter dem Muttersein
- Jeannette Kriesel

- 4. Aug.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 19. Nov.
Warum du das Sprachrohr von vielen Generationen ungefühltem Schmerz bist.

„Du bist nicht kaputt. Aber du bist vielleicht die Erste, die fühlt, was alle vor dir weggedrückt haben.“ Jeannette Kriesel
Du denkst, du bist einfach nur müde? Überfordert? Dünnhäutig? Vielleicht. Aber vielleicht ist es auch mehr als das. Vielleicht trägt dein Nervensystem gerade drei Generationen Schuld, Scham und Sprachlosigkeit. Vielleicht lebt in deinem Alltag eine ganze Ahnenreihe ungelöster Konflikte weiter. Durch dich. Und durch dein Kind.
Denn Muttersein ist nicht nur ein biografisches Ereignis. Es ist eine biologische Aktivierung. Eine neuro-emotionale Reinszenierung deiner tiefsten Prägungen. Es macht nicht nur deinen Körper weich, es macht auch dein inneres Archiv auf. Und plötzlich liegen da Gefühle, Muster, Glaubenssätze, die du längst vergessen hast. Aber dein System nicht.
Warum du in alte Muster fällst, obwohl du es besser weißt
Weil dein präfrontaler Kortex (der Teil deines Gehirns, der reflektiert und bewusst entscheidet) im Stress offline geht. Und dann übernimmt das limbische System das Kommando. Heißt: Kind schreit, du schreist. Kind trotzt, du explodierst. Kind weint, du willst weglaufen. Obwohl du doch genau weißt, dass es so nicht hilfreich ist. Willkommen im Autopiloten.
Diese Reaktionen sind keine Charakterschwäche. Sie sind gespeicherte Schutzprogramme deines Nervensystems. Erlernt. Verinnerlicht. Weitergegeben. Solange du sie nicht erkennst und entlädst, bleiben sie aktiv, ob du willst oder nicht.
Muttersein: Die transgenerationale Tretmühle
Du bist nicht die erste Mutter in deiner Linie, die sich überfordert, angepasst, schuldig oder wütend fühlt. Und wenn niemand vor dir diese Gefühle ausdrücken durfte, dann wirst du sie fühlen. Du bist das Sprachrohr für das, was ungesagt blieb und der Körper für das, was nie gefühlt werden durfte.
Dein Nervensystem trägt die Prägung deiner Mutter. Und ihrer Mutter. Und deren Mutter. Plus die Geschichten der Kriegskinder. Der Schweigegeneration. Der überarbeiteten Mütter und emotional abwesenden Väter. Kein Hokuspokus. Epigenetik. Transgenerationale Weitergabe. Zelluläre Erinnerung.
Vor der Geburt geprägt
Und es hört nicht bei der Herkunft auf. Auch deine eigenen vorgeburtlichen Erfahrungen beeinflussen, wie du heute fühlst, denkst und reagierst. Warst du willkommen? Gab es Druck, Erwartungen, Projektionen? Wurdest du durch eine schwere Geburt geschleust, mit Medikamenten beruhigt oder aus dem warmen Nest geschnitten, bevor du bereit warst?
Diese frühen Erfahrungen prägen dein Bindungsverhalten. Deine Angst vor Nähe. Deine Überlebensstrategien. Und ja: sie prägen auch, wie du Mutter wirst. Wie du berührst. Wie du weinst. Wie du dich abgrenzt.
Warum echte Veränderung im Zellgedächtnis beginnt
Du kannst Bücher lesen. Podcasts hören. Erziehungskurse belegen. Und trotzdem wirst du immer wieder im selben Drama landen, wenn du nur auf der Verhaltensebene bleibst. Denn das, was dich wirklich steuert, sitzt tiefer. In deinen Zellen. In deinem Nervensystem. In deinem unbewussten Speicher.
Veränderung beginnt nicht im Kopf. Sie beginnt da, wo’s eng wird. Wo du wieder so laut wirst, obwohl du es hasst. Wo du dich schämst, obwohl du nichts falsch gemacht hast. Wo du weglaufen willst, obwohl du Nähe brauchst.
Wenn du dich dort traust zu bleiben, ohne dich zu verurteilen, ohne dich zu betäuben, dann passiert was. Dann sortiert sich was. Dann heilt was. Nicht von heute auf morgen. Aber echt. Und nachhaltig.
Und jetzt?
Vergiss Selbstoptimierung. Vergiss „mehr Achtsamkeit“. Vergiss „ruhiger werden“. Was du brauchst, ist nicht noch ein Tool. Sondern ein ehrlicher Blick auf deine Geschichte. Auf deine Wunden. Auf deinen Schmerz.
Und dann Mitgefühl. Kein Mitleid. Sondern echtes, radikales, warmes Mitgefühl mit dir selbst.
Denn du bist keine schlechte Mutter. Du bist eine Erinnerungsträgerin. Und vielleicht, wenn du bereit bist, auch eine Unterbrecherin. Und das ist Heilung.
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Jeannette Kriesel



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