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Bewusstwerdung ist kein Spaziergang.

  • Autorenbild: Jeannette Kriesel
    Jeannette Kriesel
  • 29. Juli
  • 6 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 9. Sept.

Bewusstwerdung eine psychospirituelle Kernschmelze.


Frau mit Kieselsteinen in der Hand

""Wer wach ist, hat keine Meinung. Er hat Klarheit." Jeannette Kriesel

Viele, die glauben, „erwacht“ zu sein, benehmen sich wie Missionare auf DMT und sind überzeugt davon, dass alle anderen schlafen, während sie selbst schon alles durchschaut haben. Dabei hängen sie häufig auf grandiose Weise in ihrem eigenen Mindfuck fest, posten in Dauerschleife über Transformationen, Kollektiverwachen und Bewusstwerdung und werfen mit toxischen Halb-Wahrheiten um sich.


Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber mir persönlich fehlt unter den Wahrheitssuchenden und spirituell Orientierten oft ein bisschen der Humor. Diese ganze Erleuchtungsszene, nimmt sich oft viel zu ernst. Zu viele Filter, zu wenig Erdung, weil sie auf ihrem Weg ihrer Bewusstwerdung fast immer in der Phase des Missionierens verharren. Dabei ist noch jede Menge Luft nach oben. Aber wie läuft das eigentlich mit der Wahrheitssuche, dem Bewusstseinswandel und der Erleuchtung? In meiner Welt lief das in etwa so ab:


Phase 1:

Der große Knall. Wenn dein Weltbild implodiert

Irgendwas kracht. Dein Job, dein Partner, die Weltpolitik oder einfach dein Nervensystem. Schockzustand. Etwas kippt.  Und plötzlich ist alles anders. Du checkst, dass hier etwas nicht stimmt. Das macht Angst. Und es hinterlässt eine Leere in dir. Und die willst du jetzt füllen. Mit Antworten. Und du bist mittendrin. Suchend. Verwirrt. Wach. Und du hast keine Ahnung, wie du damit umgehen sollst. Kontrollverlust, emotionale Leere, Suchmodus.


Was folgt, ist ein wilder Ritt durch YouTube-Rabbitholes und Telegram-Tsunamis. Du willst verstehen. Alles. Sofort. Und spätestens, wenn du nachts um drei bei Videos über Reptiloiden landest, bist du reif für den LSD-Entzug oder einen sehr langen Waldspaziergang.


Phase 2:

Der erleuchtete Besserwisser auf Mission

Man liest jedes Buch, das einem auch nur ansatzweise Einblick in das große Ganze verspricht. Man folgt den Vertretern der Wahrheitsbewegung von A–Z. Solch Eingeweihte scheinen die Mysterien der Welt zu kennen und fühlen sich dazu auserwählt, ihre Panikpornos an notleidende Menschen weiterzugeben. Notleidend sind selbstverständlich alle, die nicht über das exakt selbe Wissen verfügen wie sie selbst.


Aber du, du gehörst nicht mehr zu den „Schlafschafen“. Denn du hast die Matrix jetzt auch durchschaut. Und jetzt muss es jeder wissen. JEDER. Du wirst zum spirituellen Wikipedia, nur aufdringlicher. Deine Mutter wird zum Schaf, dein Partner zur Marionette, du zum erleuchteten Bulldozer. Du predigst „Wahrheit“, aber sendest nur Dogma.


Du bist „AWAKE“ und willst alle mitnehmen. Du schmeißt unkontrolliert mit „Truth Bombs“ um dich. Du erklärst deiner Mutter, dass sie programmiert wurde, deinen Freunden, dass Matrix kein Blockbuster, sondern eine Dokumentation sei, und deinen Kollegen, warum es in Musikvideos vor allsehenden Augen nur so wimmelt. Der Erwachte nimmt sich selbst und seine Erkenntnisse schrecklich ernst.


Deine Erkenntnisse sind echt, aber dein Sendungsbewusstsein ist schlimmer als jeder Fernsehprediger. Du hältst dich für wach, während die anderen dich für anstrengend halten. Zurecht. Denn statt Freiheit verbreitest du Angst. Nur halt auf einer anderen Frequenz. Du bist gesteuert von deinem Truther-Ego.


Phase 3:

Paranoia. Wenn der Aluhut eng wird.

Du kapselst dich ab oder redest nur noch mit Leuten, die auf deiner Frequenz „schwingen“. Du bist im Bestätigungs-Fehler-Modus. Keine echte Reibung und nur selten wahrhaftige Erkenntnisse in Sicht. Dein Denken auf Dauer-Alarm. Der Supermarkt wird zur Energiehölle. Die Kita zur Mind-Control-Zentrale. Du glaubst, du seist erwacht, aber du bist erschöpft. Vom Dauerdenken. Vom Misstrauen. Von dir selbst.


Deine Vorratskammer ist voll, dein Herz leer. Prepper-Charme Deluxe. Bohnen, Pumpernickel, Weltuntergang. Und ganz ehrlich: Vielleicht hilft dir das Gefühl von Kontrolle in einer Welt, die völlig durchdreht. Aber in Wahrheit dreht nur eins durch, nämlich dein Verstand. Du fühlst dich zunehmend unverstanden und vergräbst dich noch mehr in Verschwörungsliteratur, Videos über Shapeshifter, stößt auf satanische Rituale und nichtstofflichen Wesenheiten aus anderen Dimensionen. Paranoia. Höchste Zeit auszusteigen.


Phase 4:

Absturz und „Fuck This Shit“

Irgendwann wird dann alles zu viel. Bücher fliegen raus. YouTube-Videos, die du dir alle noch reinziehen wolltest, werden gelöscht. Du verschwindest aus allen Telegram-Gruppen. Du willst nix mehr wissen. Nicht mal, ob die Erde rund oder eckig ist. Selbst der Apfel im Bio-Laden wirkt manipulativ. Du ziehst dich zurück. Berge, Wald, Offline-Sein.


Diese Phase zeichnet sich anfangs durch krasse Ernüchterung und Lethargie aus. Du sehnst die Zeit der Unwissenheit zurück. Oder doch nicht? Du zweifelst an allem. Du willst deine Würde zurück. Diese Phase nennt sich nicht ohne Grund: „Fuck This Shit“. Willkommen im Void. Du bist wahrscheinlich mittendrin in deiner Bewusstwerdungs-Metamorphose.


Phase 5:

Ego in Panik, weil du ahnst, dass du dein Endgegner bist.

Jetzt wird’s spannend. Denn langsam schält sich eine Erkenntnis heraus: Nicht irgendein System hat dich klein gemacht, sondern du selbst.


Du merkst, dass dein größter Feind dein eigenes Fake-Self ist. Und du ahnst, dass es nicht darum geht, das Ego zu killen, sondern es zu durchschauen. Dein Gegner war nie irgendein System, sondern dein eigenes, ständig lauerndes Ego, das Angst hat, nicht zu genügen, besonders zu sein, irgendwo hinzugehören. 


Jetzt beginnt die eigentliche Arbeit. Du fragst dich: Wer bin ich ohne meine Rollen, Meinungen, Erkenntnisse, Likes? Wer bin ich, wenn ich nichts mehr beweisen muss? Deine Rollen. Deine Filter. Deine Dramen. Vergleichen, Werten, Urteilen, Klammern an Vergangenheit und Zukunft, alles Ausdruck des Egos. Und je bewusster du wirst, desto leiser wird es. Du fängst an, zu Ent-Lernen. Schicht für Schicht. Emotion für Emotion. Du hörst auf, zu senden und beginnst, zu spüren. Still. Roh. Ungefiltert.


Phase 6:

Alles eins. Aber deinen Nachbarn willst du trotzdem zum Mond schießen.

Jetzt bist du wahrscheinlich mittendrin im spirituellen Kernschmelzpunkt. Da ist mehr. Etwas Größeres. Alles hängt irgendwie zusammen, alles schwingt anders, die eigene Energie wandelt sich. Fühlt sich manchmal richtig gut und ganz oft auch richtig beschissen an.


Verbundenheit heißt nicht Friede-Freude-Eierkuchen, sondern radikale Eigenverantwortung. Für dich. Für dein Denken. Für deine Frequenz, während die Schatten bleiben. Auch in dir. Bewusstsein heißt nicht: raus aus dem System, sondern sich wach darin zu bewegen. Und trotzdem willst du deinem Nachbarn mit dem Laubbläser eins überziehen. Und das ist in Ordnung.


Denn du wirst zum Schöpfer, ob du willst oder nicht. Also überleg dir gut, was du denkst, fühlst, rauspustest. Denn jetzt wird auch alles zum Spiegel für deinen ungelösten Mist.


Phase 7:

Erleuchtung im Alltag. Die Wahrheit braucht keinen Applaus

Du bist angekommen. Bei dir. Kein Feuerwerk. Kein Applaus. Kein Heiligenschein. Kein Filter mehr. Kein Geltungsdrang. Keine Erklärungen. Es wird still. Kein Bedürfnis mehr, alles zu kommentieren. Kein Zwang mehr, dich abzugrenzen. Du bist da. In deinem Körper. In deinem Alltag. Du hörst anderen wieder zu. Du streitest nicht mehr, um Recht zu haben. Du missionierst nicht mehr. Du beobachtest. Du wählst. Und du weißt: Die Wahrheit ist kein Besitz, sondern ein Prozess. Und sie braucht vor allem eins: Demut.


Erwachen ist kein Event und alles andere als glamourös. 

Es ist ein Prozess. Eine innere Häutung. Ein radikales „Stimmt das überhaupt, was ich denke?“. Es ist "messy" und unbequem.


Es ist kein Aufstieg in eine höhere Dimension, sondern ein Abstieg in deine eigenen Untiefen. Ein Ausmisten deiner Überzeugungen. Ein Reinigen deines Wahrnehmungsfilters. Es ist ein inneres Zerbrechen. Ein ehrliches Hinsehen. Und wenn du dich dabei manchmal fragst, ob du noch ganz dicht bist, dann bist du genau richtig.


Wer wach ist, hat keine Meinung. Er hat Klarheit. Wenn du also glaubst, „erwacht“ zu sein, frag dich mal ganz ehrlich, ob du wirklich frei bist oder im nächsten Hamsterrad festhängst.


Viele, die sich für erwacht halten, sind einfach nur in einem neuen Ego-Modus unterwegs. Sie polarisieren mit ihren Posts, hetzen mit scheinheiliger Klarheit und verbreiten unterschwellig dieselbe Angst wie die Medien, die sie verteufeln. Sie wollen befreien, binden aber. Sie denken, aufzuklären, schüchtern aber ein. Sie verwechseln Wahrheit mit Meinung und Bewusstsein mit Ideologie.


Wirkliches Erwachen ist radikal still. Und radikal ehrlich. Es hat nichts mit New-Age-Esoterik oder Aufstieg in die 5. Dimension zu tun, sondern eher mit: „Ich erkenne meinen Schatten. Ich nehme meine Projektion zurück. Ich wachse. Still. Demütig. Echt.“


Auch mit Kaffee. Mit Kippe. Mit gelegentlichem Zweifel und einer gesunden Portion: „Scheiß drauf.“




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