Dein Kind hört mehr als du meinst
- Jeannette Kriesel

- 22. Sept.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 19. Nov.
Warum deine Worte mehr Gewicht haben als du denkst

„Ein einziger kritischer Satz kann den Mut deines Kindes für Jahre ersticken. Ein ehrlicher Blick voller Vertrauen kann ihn sofort zurückbringen.“ Jeannette Kriesel
Wir wollen, dass unsere Kinder mutig werden, neugierig bleiben, Herausforderungen anpacken und daran wachsen. Und trotzdem rutschen uns Sätze raus, die genau das Gegenteil bewirken. Sätze, die wir selbst als Kinder gehört haben und die hängenbleiben, weil sie wehgetan haben.
Das Gehirn ist ein schrecklich sensibler Datenspeicher für negative Botschaften. Kritik, selbst in Mini-Dosen, kann das Selbstbild eines Kindes dauerhaft einfärben. Da kannst du noch so oft sagen „War nicht so gemeint“. Das Unterbewusstsein hat längst abgespeichert: „So, wie ich bin, bin ich falsch“.
Kritik killt Mut. Lob ist nicht automatisch die Lösung
Bevor du denkst: „Dann lobe ich halt mehr.“ Nope! Lob kann guttun, wird aber schnell zur leeren Hülle, wenn es pauschal und unkonkret ist. Ein „toll gemacht“ ohne Inhalt verpufft. Es kann süchtig machen nach äußerer Bestätigung. Dann wartet dein Kind ständig darauf, dass jemand bei jeder Kleinigkeit klatscht, statt sich selbst zu vertrauen.
Echte Förderung heißt nicht inflationär loben, sondern präzise Rückmeldung geben. Würdige nicht nur das Ergebnis, sondern viel mehr die Anstrengung, den Prozess, den Mut, dranzubleiben. Daraus wächst Selbstvertrauen.
Warum Kritik tiefer schneidet als Lob heilt
Das Gehirn hat ein eingebautes Alarmsystem. Negative Rückmeldungen triggern Stress. Das Kind schaltet um auf „bloß keinen Fehler machen“ statt auf „Neues ausprobieren“.
Einmal „Das war schlampig“ gesagt, wiegt im Kopf schwerer als zehn „Das hast du gut gemacht“. Das gilt für Kinder genauso wie für Erwachsene. Wir erinnern uns glasklar an den einen bissigen Kommentar und vergessen die fünf netten.
Feinfühligkeit ist Pflicht Dein Kind hört mehr als du meinst
Feinfühlig sein heißt, Signale zu sehen, zu verstehen und passend zu reagieren. Klingt leicht, kann im Alltag aber oft sehr anspruchsvoll sein.
Beispiel: Dein Kind knallt die Schultasche in die Ecke. Nicht feinfühlig: „Sag mal spinnst du? Reiß dich mal zusammen.“ Feinfühlig: „Sieht aus, als wär’s ein scheiß Tag gewesen. Willst du erzählen?“ Das vermittelt: Deine Gefühle sind okay, und jemand interessiert sich wirklich für das, was dahintersteckt.
Kritik auf den Prüfstand
Unser Gehirn sucht automatisch nach dem, was nicht klappt. Das ist leider die weitverbreitete defizitorientierte Sichtweise, die fast überall vorherrscht. Pädagogisch ist das Gift.
Frag dich vor jeder Kritik, ob das jetzt gerade wirklich hilfreich ist oder ob du eher deine eigenen Vorstellungen durchdrücken willst? Oft steckt hinter Kritik unsere Ungeduld, unser Anspruch und unsere Muster, nicht das Interesse am dem, was das Kind gerade braucht oder will.
Wenn du kritisieren musst, mach es so, dass es motiviert: „Das ist ein guter Anfang. Ich wette, dir fällt auch noch eine weitere Lösung ein.“ So bleibt das Kind handlungsfähig und erlebt deine Worte als Unterstützung.
Fehler als Sprungbrett
Fehler sind Rohmaterial für Lernprozesse. Kinder, die das Verinnerlichen, gehen leichter durchs Leben, trauen sich mehr zu und lernen schneller.
Weniger „Das war falsch“, mehr „Okay, das hat nicht geklappt, was probieren wir jetzt?“ Und zeig selbst, dass du aus deinen eigenen Patzern etwas machst, statt dich dafür zu schämen.
Fang, wie immer, bei dir an
Kinder lernen am meisten durchs Zuschauen. Wenn du dich selbst für jeden kleinen Fehler zerreißt, werden sie es übernehmen. Gehst du mit dir selbst fair um, sendest du: „Ich bin nicht perfekt, und das ist total in Ordnung so.“
Feinfühligkeit fängt bei dir an. Achte darauf, wie du mit dir selbst sprichst. Sieh deine Fortschritte. Dein Wert hängt nicht von fehlerfreiem Funktionieren ab, genauso wenig wie der deines Kindes.
Weniger kritisieren, mehr verstehen
Kinder brauchen keine Perfektionisten, sondern Menschen, die sie sehen, ihnen etwas zutrauen und sie begleiten. Wahrnehmen, würdigen, ermutigen, ohne dass der innere Kritiker ständig mit am Tisch sitzt.
Denn am Ende erinnern sich Kinder nicht an perfekte Hausaufgaben. Sie erinnern sich daran, wie sie sich bei dir gefühlt haben. Gesehen, verstanden, wertgeschätzt. Das ist das Fundament, das trägt.
Artikel: Dein Kind hört mehr als du meinst. Jeannette Kriesel
Bock auf mehr Klartext?
Dann tauch tiefer ein. Auf Telegram gibt’s täglich frische Gedanken, Nähkästchen-Momente und den Kriesel-Style ungefiltert:
Supporte, wenn du willst
Wenn dir meine Texte gefallen, dich zum Lachen bringen oder dir einfach mal den Kopf geradeziehen, kannst du meine Arbeit mit einer Mikrospende unterstützen. Das hält meine Seite am Laufen, macht mich unabhängig von Werbung und schenkt mir mehr Zeit, das zu tun, was ich gerne tue: Schreiben, Denken, Wissen frei teilen und Impulse geben, die bewegen.
Jeder Beitrag landet direkt in meiner Kaffee-Kasse:
PayPal:
Alternativ:
DE39 100500 006012 337742 Zweck: Spende
Danke fürs Lesen, fürs Unterstützen, fürs Teilen, fürs Dasein
Jeannette Kriesel



Kommentare