Schulstress, Hausaufgaben & Schweißausbrüche
- Jeannette Kriesel
- 2. Juni
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 7. Juni
Warum nicht dein Kind das Problem ist, sondern deine Angst

„Schulstress hat mehr mit dir zu tun als mit deinem Kind.“ Jeannette Kriesel
Schule: Dieses Dauerthema, das Familiengefüge wie eine Ladung Schwarzpulver sprengt. Hausaufgaben, Klassenarbeiten, Elterngespräche.
Denn wer trägt den Löwenanteil? Na? Bingo. Und während du versuchst, in gefühlt 38 parallelen Rollen zu brillieren, funkt dir die Schule täglich dazwischen.
Viele Mütter setzen sich selbst enorm unter Druck, wenn es um die schulische Leistung ihrer Kinder geht. Dabei geht es nicht nur um die Noten, sondern um den inneren Wunsch, eine „gute Mama“ zu sein. Auch in den Augen der Schule. Dieses Streben nach Perfektion führt oft zu einer übertriebenen Fokussierung auf das Thema Schule. Doch dieser Anspruch überträgt sich unbewusst auf das Kind und erzeugt Stress auf beiden Seiten.
Grenzen setzen und Energie Tanken
Das Zuhause sollte also kein Ort sein, an dem Schulthemen nach dem Unterricht noch dominieren. Das bedeutet nicht, dass man sich nicht um Hausaufgaben oder Lernen kümmern sollte, aber es sollte klare Grenzen geben. Nach der Schule ist vor dem Spaß! Familie und Freizeit sollten Priorität haben. Das ist entlastend, macht glücklich, füllt den Tank wieder auf und motiviert.
Apropos, können wir mal über Motivation reden? Denn du kannst dein Kind nicht motivieren. Motivation ist kein Knopf, der sich auf Wunsch drücken lässt. Du kannst dein Kind zwar extrinsisch motivieren, indem du bestichst, drohst oder strafst. Aber ist es das, was du wirklich willst? Oder ist es viel mehr die intrinsische Motivation, die wir uns für unsere Kinder wünschen? Nämlich indem wir Anregungen bieten, die mal nichts mit Schule zu tun haben und die Interessen unserer Kinder aufgreifen, ihre Neugierde kitzeln und ihnen zeigen, dass echtes Lernen jenseits von Arbeitsblättern und Benotungen passiert.
Schule raubt Familienfreizeit
Kleiner Realitätscheck: Schule ist für Kinder das, was Arbeiten gehen für uns ist. Klingt komisch, ist aber so. Das gilt übrigens auch für Kindergartenkinder. Und niemand, wirklich niemand, kommt freudestrahlend nach einem vollen Arbeitstag nach Hause und freut sich auf zusätzliche Aufgaben vom Chef, oder? Schulstress und Hausaufgaben
Du willst doch viel lieber Freunde treffen, gesellig sein, etwas unternehmen, auf die Couch, Netflixen, irgendwas mit Schokolade. Und dein Kind? Dein Kind will das auch. Aber was bekommt es? Deutschblatt, Matheaufgaben, Referat, Englisch-Vokabeln. Und warum? Offiziell, damit sich der Stoff festigt. Inoffiziell, weil die Schule mit ihrem überladenen Lehrplan nicht hinterherkommt. In Wahrheit stopft die Schule also diesen übervollen Lehrplan in unsere Familienzeit. Abend für Abend. Die Frage ist, wann auffällt, dass Eltern hier ein System retten, das sie verheizt.
Wenn dein Kind „bockt“, ist das kein Persönlichkeitsdefekt
Jetzt mal Tacheles: Wenn dein Kind beim Thema Schule regelmäßig in den Streik tritt, heißt es oft: "Das macht er/sie nur, um mich zu ärgern.“ Was da aber bockt, ist kein unwilliger Spross, sondern ein hochsensibles Spiegelchen deiner eigenen Baustellen. Denn nicht selten sind es unsere eigenen, ungelösten Schulerfahrungen, die erneut Stress auslösen. War die Schule für uns mit Ängsten, Misserfolgen oder sozialem Druck verbunden, ist es nachvollziehbar, dass wir unseren Kindern ähnliche Erfahrungen ersparen wollen. Doch genau das führt oft dazu, dass viele Mütter über reagieren und sich übermäßig auf das Thema Schule fixieren. Und nun drückt dein Kind jedes Mal auf deinen Repeat-Knopf und spiegelt dir all deine unbewältigten Themen wider, ohne dass es dafür verantwortlich sind.
Statt das Drama weiterzuspielen, frag dich mal, warum ist es so wichtig, dass dein Kind in der Schule funktioniert? Weil du willst, dass dein Kind was lernt? Oder weil du Schiss hast, was die Lehrerin denkt? Das Blöde dabei ist, dass du dein Kind in denselben Funktionsmodus drückst, aus dem du vielleicht schon lange raus willst.
Wenn du das für dich entschlüsselst, löst sich oft der Knoten. Und vielleicht, nur vielleicht, könnt ihr dann gemeinsam atmen, statt zu streiten.
Wenn Schulstress & Hausaufgaben dein Familienleben frisst
Schule frisst Raum. Raum für Beziehung. Für Spielen. Für Lachen. Für "Was hast du heute erlebt?" Stattdessen: "Hast du die Hausaufgaben gemacht?" Bääm, da schwindet sie, die gute Laune schnell mal. Und während du immer noch versuchst alles „richtig“ zu machen, übersiehst du vielleicht, dass Kindheit (und Schule) keine Vorbereitung aufs Leben ist. Kindheit ist das Leben. Schule ist nur ein temporärer Teil davon. Und die Zeit, die du mit Schulstress und Streitereien mit deinem Kind vergeudest, kannst du nicht zurückholen. Sie ist einfach weg. Sollte Schule wirklich so viel Macht über Familien haben? Ich frag für einen Freund…
Schule entscheidet nicht über Erfolg im Leben
Schulleistungen sind nicht der Schlüssel zu einem glücklichen, erfolgreichen Leben. Die meisten Eltern sind dermaßen darauf konditioniert, auf Noten zu achten und sie als Gradmesser für die Zukunft ihrer Kinder zu sehen, anstatt im besten Sinne davon auszugehen, dass ihre Kinder ihr Leben schon wuppen werden. Und mal ehrlich: Ist es die Schule, die unsere Kinder zu großartigen Erwachsenen macht, oder sind wir selbst es, weil wir unsere Kinder integer, gleichwürdig und liebevoll durch ihre Kindheit führen und ihnen vorleben, was uns wichtig ist?
Schuldrama entkoppeln: 5 Gedanken zum Mitnehmen
Prioritäten setzen
Eine 5 in Mathe ist kein Weltuntergang. Vielleicht ist dein Kind einfach kein Zahlenmensch, sondern ein Wort-Akrobat, Künstler oder Erfinder. Fang an, zu sehen, was da ist, nicht, was fehlt.
Grenzen setzen
Schule endet nicht erst nach dem Abendessen. Zuhause ist kein zweites Klassenzimmer. Feierabend heißt: Feier den Abend.
Gelassenheit üben
Die „vermasselte“ Klassenarbeit? In 10 Jahren weiß das keiner mehr. Wirklich niemand.
Humor behalten
Hausaufgaben können krampfig sein. Oder komisch. Entscheide dich und sei das Vorbild.
Trigger checken
Wenn du regelmäßig bei Schulstress die Nerven verlierst: Schau ehrlich hin. Vielleicht schreit dein inneres Schulkind viel lauter als dein Kind, das vor dir steht.
Was Kinder wirklich brauchen
Kinder brauchen kein Boot-Camp-Drill. Sie brauchen Menschen, die sie sehen, wie sie sind. Die ihre Gefühle regulieren können, wenn’s kracht. Die wissen, dass Schule nicht alles ist. Die sagen: „Ich sehe dich“, auch mit ’ner 4 in Mathe.
Und du? Du darfst auch fühlen. Angst, Wut, Ohnmacht. Aber du musst dich nicht von ihnen steuern lassen. Das ist der Unterschied zwischen Reagieren und Gestalten.
Zum Schluss: Eine Einladung
Wenn du dich in diesem Text ertappt fühlst, willkommen im Club. Und vielleicht brauchst du keinen Ratgeber, sondern jemanden, der mit dir hinschaut. Ehrlich, klar, ohne Glitzer und dafür mit echtem Tiefgang.
Nicht, um dir zu sagen, wie du’s machen sollst. Sondern um dich dabei zu begleiten, raus aus dem Mindfuck, rein ins echte Muttersein zu finden. Auf deine Weise. Mit Herz, Hirn und einer Prise Humor.
Wenn du willst, machen wir aus deinem Schulwahnsinn wieder ein Familienleben. Und wenn nicht, dann lies dir diesen Text bei der nächsten Mathekrise einfach nochmal durch. Laut und mit einem Glas Wein. Oder Schokolade. Funktioniert auch.
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