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Mama-Mindfuck und das Märchen vom Multitasking

  • Autorenbild: Jeannette Kriesel
    Jeannette Kriesel
  • 29. Mai
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 7. Juni

Warum du in der Falle steckst


Mutter mit Kind auf dem Schoß während sie am Laptop arbeitet

„Multitasking ist keine Superkraft, sondern ein Irrtum. Und deine Erschöpfung ist der Weckruf das endlich zu verstehen.“ Jeannette Kriesel

 

Egal, wie viel du tust, es gibt immer mehr von dem, was du nicht tun kannst. Einfach, weil es immer viel mehr Möglichkeiten von dem gibt, was getan werden könnte, als vom dem, was du wirklich tun kannst. Ein Zuviel an, was du tun könntest, solltest, müsstest.

 

Dein innerer Antreiber redet dir dann ein, du seist unorganisiert, zu langsam, zu emotional, zu wenig diszipliniert. Denn während du versuchst, einen kindertauglichen Alltag zu stemmen, ohne dabei komplett in dir selbst zu verschwinden, steht dein Kopf auf Autopilot. Du funktionierst eben einfach irgendwie. Dein Verstand erzählt dir die ganze Zeit: „Du verpasst da was“, „Du musst noch dieses/jenes erledigen“, oder „Ausruhen ist jetzt nicht!“

 

Grundsätzlich gilt: Du kannst immer nur eine Sache gleichzeitig machen. Wenn du bei deinem Kind bist, kannst du nicht gleichzeitig beruflich glänzen, den Tiefkühler abtauen, einen inspirierenden Vortrag hören und den nächsten Wochenend-Ausflug organisieren.

 

Und trotzdem versucht dein Verstand, dich in Dauerschleife anzutreiben. Dabei ist die Realität eher Jogginghose, Essen im Vorbeigehen und drei offene Browser-Tabs fürs Abendessen. Multitasking ist ein Mythos und treibt dich in einen irrsinnigen Machbarkeitswahn. Natürlich können wir die Wäsche zusammenlegen und dabei unsere Lieblingsserie suchten oder beim Kochen einen Podcast hören… Das, leider, halten die meisten da draußen schon für Multitasking, ist es aber nicht!

 

Was dich stresst ist, all die Möglichkeiten zu verpassen

Du bist gestresst, weil du zu viel willst. Oder glaubst, zu wollen. Dein Verstand spinnt dir eine Welt voller Möglichkeiten zusammen. Und dann bestraft er dich dafür, dass du sie nicht alle gleichzeitig leben kannst: „Wenn du dich jetzt nur auf dein Kind konzentrierst, verpasst du berufliche Chancen.“ Und wenn du arbeitest, ploppt der Gedanke „Boah, bin ich eine schlechte Mutter“ auf.

 

Der Druck entsteht nicht, weil du so viel zu tun hast, sondern weil du denkst, du dürftest dich nicht entscheiden, nichts verpassen, nicht langsamer werden. Und die Wahrheit ist unbequem und befreiend zugleich: Milliarden von Möglichkeiten. Täglich. Dein ganzes Leben lang. Und du wirst immer etwas verpassen!

 

Multitasking ist eine Falle Mama-Mindfuck

Die Idee von Multitasking stammt ursprünglich aus der Welt der Informatik damit. Man programmierte Betriebssysteme so, dass sie mehrere Prozesse scheinbar gleichzeitig ausführten, in dem der Computer blitzschnell zwischen Aufgaben wechselte, und erweckte so den Eindruck, er würde alles gleichzeitig tun.

 

Man dachte sich wohl, was ein Computer kann, kann der Mensch auch.

Die Multitasking-Idee etablierte sich dadurch irgendwie in der Arbeitswelt. Vor allem in den Bereichen, in denen Produktivität auf Knopfdruck erwartet wurde.

 

Inzwischen gibt es keine andere Personengruppe, mit der dieser Begriff so dermaßen verknüpft ist, wie mit Müttern, um Überforderung zu relativieren.

 

Wer heute noch Multitasking predigt, ignoriert schlichtweg, wie das menschliche Nervensystem funktioniert.

 

Neurowissenschaftlich ist längst klar:

  • Das menschliche Gehirn kann nicht wirklich mehrere komplexe Aufgaben gleichzeitig bearbeiten.

  • Es switcht hin und her und das kostet Zeit, Energie und Konzentration.

  • Das ständige Hin- und Herspringen erhöht Stress, Fehleranfälligkeit und verringert die Leistungsfähigkeit.

 

Diese Idee, alles gleichzeitig zu können, ist also eine verdammt anstrengende Illusion.

Multitasking macht nicht produktiver, es macht dich nur tauber. Gegenüber dem, was du eigentlich brauchst. Und was dein Kind braucht. Präsenz. Verbindung. Und echte Reflexion.

 

Wenn du mit deinem Kind ein Puzzle machst, dann mach das Puzzle und lass den Rest liegen. Wenn du gerade arbeitest, dann arbeite mit dem Gedanken, dass dein Kind das auszuhalten lernen darf.

Wenn du im Bett liegst und dich an die Liste erinnerst, die du noch nicht abgearbeitet hast, frage dich: „Wer bin ich eigentlich ohne all diese To-Do’s?“ Mama-Mindfuck Multitasking

 

Der Weg raus, führt durch das Gefühl

Das will leider kaum einer hören: Dauerstress und innerer Druck verschwinden nicht, weil du alles noch schneller erledigst. Stress ist nicht das Problem, sondern das, was du verdrängst.

 

Weder dein Job noch dein voller Terminkalender stressen dich, sondern deine verdrängten Gefühle, die dein Nervensystem in Dauerspannung halten. Das kostet dich wahnsinnig viel Energie. Jeder spricht darüber unbedingt den Stress zu minimieren. Kaum einer spricht über die eigentliche Wurzel allen Übels: Gefühle, die du nicht wahrnehmen willst.

 

Lieber in die Zerstreuung flüchten und sich berieseln lassen. Möglichkeiten dafür, gibt es unendlich viele. Das irrsinnige dabei: Du scrollst eine halbe Stunde durch TikTok  -und Zack- ein halbes Dutzend Videos gespeichert, mit „Optimierungs“-Tipps, „Besser leben“-Visionen und „So einfach kann es sein“-Blabla, die du auf deine X-te To-Do-Liste kritzelst. Dein Verstand bleibt überladen, deine Anspannung steigt, dein Schlaf bleibt wenig erholsam und dein Energie-Level sinkt weiter.

Alles besser als in kurzen stillen Momenten, unangenehme Gefühle durchlaufen zu lassen.

Aber wenn du den Druck wirklich fühlst, ohne ihn wegzuschieben, dann verliert er seinen Schrecken.Dann musst du nicht mehr fliehen, nicht mehr gegen die Realität kämpfen, nicht mehr so tun, als wärst du eine Maschine. Denn selbst wenn du wie eine funktionieren würdest, deinem Verstand würde auch das nicht genügen. Ab hier kannst du also aufhören, es zu versuchen.

 

Erschöpfung ist kein Zeichen von Schwäche

Erschöpfung ist der Soundtrack einer Gesellschaft, die Mütter vergessen hat.

Vielleicht warst du mal die Frau mit dem klaren Plan, der vollen Energie und den großen Träumen. Jetzt fühlst du dich manchmal wie eine erschöpfte Kopie davon und fragst dich manchmal, wo du eigentlich geblieben bist. Du hast viel zu lange versucht, in einem System zu funktionieren, das deine Wahrheit nicht kennt.

 

Die echte Revolution beginnt im Stillstand.

Vielleicht braucht es keinen neuen Plan, sondern einen Moment der radikalen Ehrlichkeit: Du bist müde, weil du es immer allen recht machen willst. Du bist genervt, weil du ständig denkst, du müsstest alles schaffen. Du bist traurig, weil du dich selbst aus dem Blick verloren hast. Und ja: Vielleicht wirst du scheitern. An manchen Tagen. In manchen Augen. Vielleicht bist du nicht immer geduldig, nicht immer organisiert, nicht immer liebevoll. Aber du bist da. Mitten im Chaos. Mitten im echten Leben. Und das, liebe Mama, ist mehr, als jede To-Do-Liste dir je geben kann.

 

Setzt deinen Verstand auf die Reservebank. Lass ihn dort seine Horror-Szenarien brabbeln. Er darf meckern, mahnen, auflisten, rechnen. Und du darfst trotzdem langsam machen, trotzdem fühlen, darüber lachen und weinen. Und dich entscheiden, nur eine Sache zu machen, und zwar ganz und gar.


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