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Kinderwut ist keine Störung. Sondern eine Botschaft

  • Autorenbild: Jeannette Kriesel
    Jeannette Kriesel
  • 20. Juni
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 1. Juli

Kinder rasten so lange aus bis wir hinsehen


Wütendes Mädchen, das schreit
"Wenn ein Kind wütend ist, dann nicht, weil es gegen dich kämpft, sondern für sich." Jeannette Kriesel

Ich habe zwei Töchter. Die eine ist laut, wild, impulsiv. Die andere, jüngere Maus ist auch impulsiv aber in einem vollkommen anderen Takt. Vor allem aber ist sie eine enorm empathische und eine zarte Seele. Wie passt das zusammen? Und sie war von Anfang an so. Hauptsächlich lebendig, neugierig, witzig und liebevoll. Und manchmal voller Wut. Diese Art Wut, die scheinbar aus dem Nichts kommt. Wegen fünf Minuten, die sie zu spät aufgestanden ist und ihre gesamte Morgenroutine crasht. Wegen einer Socke, die scheiße sitzt. Wegen irgendwas, das nicht so läuft, wie ihr inneres Drehbuch es vorgesehen hat.


Ich war überfordert. Völlig. Ich habe beschwichtigt, geredet, diskutiert. Und nichts davon hat funktioniert. Bis ich irgendwann verstanden habe: Das ist nicht nur ihre Wut. Das ist auch meine. Doppelspiegel Deluxe. Und beschwichtigen bringt da null. Was sie braucht? Raum. Begleitung. Kein Fix-it-Modus. Kein "Jetzt beruhig dich doch mal!". Sondern: "Ich sehe dich. Und ich bleibe bei dir."

Und genau darum geht’s hier. Um kindliche Aggression. Um Wut. Um dieses verpönte Gefühl, das wir Erwachsenen so schlecht aushalten können, vor allem dann nicht, wenn es aus unseren Kindern kommt.


Wut ist kein Erziehungsfehler. Sondern ein Ausdruck.

Wenn Kinder schlagen, beißen, treten oder schreien, dann liegt nicht das Problem im Kind. Sondern in dem, was das Kind ausdrücken will, aber nicht kann. Es fehlen die Worte. Die Mittel. Der Rahmen. Und wir? Reagieren mit Strafe oder Scham. Weil wir Angst haben, was die anderen denken. Oder weil wir selbst nie lernen durften, mit Wut umzugehen.


Aggression ist kein Symptom für gestörtes Verhalten. Sie ist ein Versuch, Kontakt aufzunehmen. Ein Kommunikationsversuch mit großen Buchstaben: "Ich brauch was! Aufmerksamkeit. Sicherheit. Oder einfach: Geh mir aus dem Weg!"


Grenzen verletzen, ganz ohne Absicht. Kinderwut

Wir Erwachsenen reißen Kindern Spielsachen aus der Hand, fassen sie ungefragt an, ziehen sie aus Situationen raus, die ihnen wichtig sind. Ohne Böswilligkeit, aber eben auch ohne Bewusstsein. Kein Wunder, dass Kinder wütend werden. Würden wir auch. Nur dürfen Kinder es nicht. Jedenfalls nicht laut oder können es schlicht noch nicht.


Und dann wundern wir uns über "auffälliges Verhalten". Dabei wäre auffällig, wenn sie NICHT reagieren würden.

 

Wir bringen ihnen bei, dass ihre Wut falsch ist.

"Reiß dich zusammen!" "Jetzt reicht's aber." "Du bist doch kein Baby mehr." Mit solchen Sätzen sagen wir Kindern: Deine Wut ist nicht okay. Und du bist falsch, wenn du sie zeigst. Das brennt sich ein. Und irgendwann glauben sie das. Dass sie zu viel sind. Zu laut. Zu anstrengend.

Dabei ist Wut wichtig. Wut markiert Grenzen. Zeigt, was uns wichtig ist. Sie ist kein Makel. Sie ist ein wichtiges Signal! Kinderwut


Kinder brauchen keine Strafe. Sie brauchen Resonanz.

Wenn mein Kind heute wütend ist, dann bleibe ich. Ich rede nicht klein. Ich erkläre nicht weg. Ich bleibe einfach. Und wenn sie will, nehme ich sie in den Arm. Nicht als Belohnung, sondern als Einladung: Du darfst wütend sein. Ich halt das aus.


Und das Verrückte? Es wird weniger. Die Anfälle werden seltener. Kürzer. Weil sie sich selbst regulieren kann. Weil sie spürt, dass ihre Gefühle richtig sind und nicht gefährlich oder unerwünscht. Und natürlich ertappe ich mich manchmal immer noch bei dem Gedanken „Was ist denn jetzt schon wieder?“ Und das erlaube ich mir auch. Und dann braucht es einen kurzen Moment, damit ich den Raum für sie halten kann.


Weniger Wutkontrolle, mehr Wutkompetenz.

Es geht nicht darum, Aggression zu verbieten. Es geht darum, mit ihr umzugehen. Sie zu verstehen. Sie als Teil unserer emotionalen Landschaft zu begreifen. Auch wir Eltern sind manchmal wütend und dürfen das auch sein. Wichtig ist nur, wie wir damit umgehen. Und ob wir bereit sind, unseren Kindern zu zeigen, dass auch Wut dazugehört. Wut ist so wahnsinnig kraftvoll.


Auf den Punkt gebracht

Dein Kind ist nicht zu wütend. Es ist nicht falsch. Es ist ehrlich. Und du musst nicht perfekt damit umgehen. Aber du darfst dich auf den Weg machen. Weg von der Angst, etwas falsch zu machen. Weg von der Angst, dass mit deinem Spross oder dir etwas nicht stimmt. Hin zu echtem Kontakt. Zu Beziehung. Zu Wut, die bleiben darf und sich damit wandeln kann.


Willst du das nicht alleine gehen? Ich begleite Mütter genau bei diesem Weg. Weil ich ihn selbst gegangen bin. Schreib mir. Oder lies weiter auf meinem Blog. Wut braucht Verbindung. Nicht Erziehung.



Komm rüber in meinen Telegram-Kanal:

@jeannettekriesel


Genug genickt beim Lesen? Jetzt wird’s Zeit fürs Tun.


Wenn du das Gefühl hast: „Verdammt, genau da hänge ich auch“, dann meld dich. Ich geh mit dir los.

 


 
 
 

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